Unternehmenswerte – Definition und Beispiele

Ein grüner, gesunder Baum in einer friedlichen Landschaft

Fast alle haben sie, nicht alle leben sie*. Unternehmenswerte. Sie stehen für den Charakter eines Unternehmens und schaffen im besten Fall Orientierung und Gemeinschaft. Wie findet man die richtigen Werte? Gibt es das überhaupt, die richtigen Werte? Darüber und mehr (Beispiele) geht es in diesem Artikel.

Wenn wir in Organisationen reingehen und mehrere Mitarbeitende befragen, wie sie ihren Job machen oder was das Miteinander mit Kolleg*Innen prägt, dann hören wir oft sehr Ähnliches. Zum Beispiel berichten alle, dass bei ihnen viel ausprobiert wird, dass Fehler zum Alltag gehören, dass sie nur daraus lernen können.

Wenn hinter dem Warum (Motiv) und dem Wie ein Muster erkennbar ist, wenn es also mehr als Zufall ist, wie gehandelt wird, dann ist Haltung erkennbar. Und die ​​Haltung kann nur durch gelebte Unternehmenswerte bestimmt sein.

Was sind Unternehmenswerte?

Wer Entscheidungen treffen muss, braucht einen inneren Kompass. Unternehmenswerte sind so etwas: ein Kompass, der Orientierung gibt für individuelles Handeln. Teilen Menschen diesen Kompass, dann handeln sie auf ähnliche Art und Weise. Das stärkt den Zusammenhalt und dient der gemeinsamen Zielerreichung.

Unternehmenswerte und Leitbild

Die Werte eines Unternehmens sind im Leitbild vereint. Das setzt sich zusammen aus:

  • Vision
  • Mission
  • Werte / Grundsätze

Das Unternehmensleitbild erklärt den Zweck und die Ziele einer Organisation und gibt Mitarbeitenden, Kunden und der Öffentlichkeit Orientierung.

Ein Leitbild kann, muss aber nicht schriftlich festgehalten sein. Wichtig ist, dass das Unternehmensleitbild realistisch und konkret ist, und dass sich die zentralen Werte und Ziele nicht gegenseitig ausschließen.

Starke Unternehmenswerte definieren – 5 Grundregeln

Was Mitarbeitenden selbstverständlich erscheint (“Das machen wir immer so”), ist es oft nicht. So braucht es manchmal den Blick von außen, um Unternehmenswerte als solche zu erkennen.

Sollten Unternehmenswerte noch nicht definiert sein, kann man sie über Befragungen, Interviews, Beobachtungen ergründen und gemeinsam festschreiben. Die ersten beiden Grundregeln lauten also:

  • Werte kommen von innen, nur dann sind sie authentisch. Werte zu “verpflanzen” ist problematisch. Sie sollten sich in allen Tätigkeiten wiederfinden, sonst sind es bloße Lippenbekenntnisse.
  • Unternehmenswerte müssen von der Führung getragen und gelebt werden.

Werte müssen außerdem fühlbar (nicht nur nennbar) sein. Daraus ergibt sich die 3. Grundregel:

  • Wenn man auf die Flure eines Unternehmens kommt, gibt es oft diesen Effekt, dass man gleich weiß, wer das ist. Bei Google zum Beispiel: da begegnen einem sehr junge Menschen, alle völlig unterschiedlich, unkonventionell gekleidet, total offen, manchmal auch versunken. Ganz anders bei Siemens: die Farben sind gedeckt, alles sehr ordentlich, die Menschen eher zurückhaltend, elegant. Diese Stimmung entsteht, weil Mitarbeitende und die Organisation bestimmte gemeinsame Werte haben.

Unternehmenswerte beschreiben, was ist. Sie beschreiben auch, was man anstrebt.

Daraus ergeben sich zwei weitere Grundregeln:

  • Unternehmenswerte dürfen ambitioniert sein.
  • Unternehmenswerte müssen machbar und realistisch sein.

Warum Unternehmenswerte?

Unternehmenswerte spielen eine wichtige Rolle, denn sie zeichnen den Charakter eines Unternehmens und sind Referenzsystem für individuelles Handeln. Zum einen helfen sie also Mitarbeitenden dabei, ihren Job zu tun, zum anderen geben sie potenziellen Mitarbeitenden ein Gefühl dafür, wie es wohl ist, in dem Unternehmen zu arbeiten. Kurzum:

  • Unternehmenswerte geben Orientierung.
  • Unternehmenswerte binden Mitarbeitende.
  • Unternehmenswerte dienen der Markenbildung.

Welche Unternehmenswerte gibt es?

Werte sind die Prinzipien, die uns wichtig sind, die uns antreiben. Die können ganz unterschiedlich ausfallen, wodurch es auch keine bestimmte “Anzahl” an Unternehmenswerten gibt. Möglich ist alles.

Durchforstet man die Websites deutscher Unternehmen, begegnen einem gehäuft eine Reihe an Werten. Zu den Klassikern gehören:

  • Innovation
  • Qualität
  • Nachhaltigkeit
  • Kundenfreundlichkeit/ Kundenfokus
  • Verantwortungsbewusstsein
  • Zuverlässigkeit
  • Integrität
  • Engagement
  • Offenheit.


Jede Branche hat ihre “Topwerte” – Tech-Firmen kommen selten ohne Innovation aus, Handelsunternehmen rücken fast immer den Kunden in den Fokus.

Einen Fehler, den Unternehmen immer wieder machen, ist, sich Werte überstülpen, die gerade en vogue sind. Nachhaltigkeit zum Beispiel, oder Innovation. Zielführend ist das nicht, denn Werte bringen nur etwas, wenn sie eine Haltung widerspiegeln, die sich wiederum in konkretem Handeln niederschlägt. Lediglich Erwartungen zu erfüllen, wird mittel- und langfristig eher nach hinten losgehen: (Potentielle) Mitarbeitende merken, dass sich hinter den Werten nichts verbirgt, dass sie Marketing sind, und wenden sich möglicherweise ab.

Die besten Unternehmenswerte

“Die besten Unternehmenswerte”, das ist eine häufige Suchanfrage, genauso wie “die wichtigsten Unternehmenswerte”. Beides gibt es nicht. Differenzieren können sich Organisationen nicht dadurch, dass sie besonders “gefragte” oder ausgefallene Werte ausrufen, sondern indem sie ihre definierten Werte auf authentische Weise mit Leben füllen. Differenzierung erfolgt über die externe Kommunikation (mehr dazu weiter unten).

Unternehmenswerte Beispiele

Seit 1976 bestehen die einzelnen Werte von IKEA, die von dem Gründer Ingvar Kamprad im “Testament eines Möbelhändlers“ erstmalig formuliert wurden:

  • Gemeinschaft
  • Wir kümmern uns um die Menschen und unseren Planeten
  • Kostenbewusstsein
  • Einfachheit
  • Erneuern und Verbessern
  • Anders aus gutem Grund
  • Verantwortung übertragen und übernehmen
  • Führen durch das gute Beispiel

Auf der Website beschreibt das Unternehmen ausführlich, wie diese festgelegten Werte im Unternehmensalltag gelebt werden, und warum sie noch immer Bestand haben, fast 50 Jahre nach Einführung.

Ein Konzern, der bekannt für sein ethisches Wirtschaften ist – Patagonia –, hat seine Grundwerte erst jüngst aktualisiert, um sich, so heißt es auf der Website, “die nächsten 50 Jahre” daran zu orientieren:

  • Qualität
  • Integrität
  • Umweltschutz
  • Gerechtigkeit
  • Frei von allen Konventionen

Die gewählten Worte sind groß, bei Patagonia weiß man, dass sie diese mit Leben füllen können. Beziehungsweise, dass sie darauf hinarbeiten.

Beide Beispiele zeigen: Unternehmenswerte sollten langfristigen Charakter haben, denn man ändert Werte nicht mal eben, nur weil sich der Markt oder der Zeitgeist verändert.

Siemens ist hier geschickt vorgegangen. Die haben als einen ihrer Werte “Wandel” definiert, denn das Unternehmen erschließt ständig neue Tätigkeitsfelder. Wenn sich die Industrie wandelt, wandelt sich Siemens. Die Werte überdauern also Veränderungen, die von außen angestoßen werden.

In Stein gemeißelt sind Werte nicht. Wenn Werte ein Unternehmen nicht dahin führen, wo sie hinwollen, dann können sie durchaus überarbeitet werden. Nur sollte man dabei wissen, dass damit auch personelle Veränderungen oder Veränderungen am Unternehmenscharakter einhergehen können.

Wie formuliert man überzeugende Unternehmenswerte?

Als Außenstehender möchte ich ein Gefühl dafür bekommen, was Unternehmenswerte für den Joballtag bedeuten, wie sie eine Organisationskultur prägen. Werte einfach nur aufzulisten, ist demnach nicht ausreichend. Am besten erläutert man, warum ein Wert “ausgewählt” wurde und inwiefern er gelebt wird – sowohl im Umgang mit Mitarbeitenden als auch mit Kunden.

Bei Nordzucker heißt es: „Verantwortung ist für uns zum Beispiel ein leicht zu fassender Begriff. Wir arbeiten in der Lebensmittelbranche, das Einhalten von Audits und Standards zum Beispiel zählt für uns zum täglichen Geschäft. “Bei der Courage [Mut] war das schon schwieriger.“

Mut als Unternehmenswert findet sich auch bei Zalando wieder. Das Unternehmen begründet ihn wie folgt: „Wir haben schon immer Dinge getan, die andere nicht für möglich gehalten haben“. Damit meint das Unternehmen das 100-tägige Rückgaberecht sowie den kostenlosen Versand, was beides inzwischen Standard im Handel ist. Mut im Joballtag heißt zum Beispiel, so steht es auf Zalandos Website, dass Mitarbeitende, auch unterhalb der Führungsebene darin bestärkt werden, Entscheidungen zu treffen.

Wir empfehlen, sich eher auf weniger Werte, aber dafür auf die wichtigsten Werte zu konzentrieren, sodass diese unveränderlich sind. Man sollte sich langfristig darauf committen und gute “Belege” anführen können. Wie so oft sticht Qualität Quantität.

Die definierten Unternehmenswerte nach außen kommunizieren

Werte müssen nicht fancy klingen. Sie müssen auch aus sich heraus nicht differenzierend sein. Differenzierung erfolgt über die offene Kommunikation. Ein Wert, ein Wort reicht nicht aus. Warum ist ein Unternehmen so und nicht anders, wie ist es, dort zu arbeiten, welche Aspekte prägen das Miteinander, die Führungskultur? Je konkreter ein Unternehmen diese Fragen beantworten kann, umso glaubwürdiger und differenzierender werden die Werte wahrgenommen. Das, was innen ist, gilt es in Form von Geschichten nach außen zu bringen. Mit Emotionalität, Humor, eben all den Kniffen, die gute Kommunikation ausmacht.

Fazit

Unternehmenswerte sind unabdingbar – sie stehen für die Haltung eines Unternehmens, also dafür, wie ein Unternehmen bzw. seine Mitarbeitenden handeln. Selbst wenn sich Firmen gleichen, etwa weil sie ähnliche Produkte oder Dienstleistungen anbieten, können sie sich fundamental voneinander unterscheiden – durch ihre Werte. Kann heißen, dass ein Unternehmen für bestimmte Talente gar nicht in Frage kommt. Denn, das ist in unzähligen Studien belegt, für Bewerbende ist ganz entscheidend, welche Werte ein Unternehmen hat. Umgekehrt kann auch ein Unternehmen nur ausgewählte Talente anziehen, indem sie Werte kommunizieren, die vielleicht nicht jedermanns Sache sind. Es ist wie im Privaten: Nicht immer passt es, aber wenn, dann kann Großes entstehen.

 

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*PwC-Studie

 

 

 

Tags: Anspruch, Arbeitgebermarke, employer branding, EVP, Haltung, IDentität, Talente, Unternehmenskultur, Unternehmensleitbild, Unternehmenswerte
vom 29.06.2023 / © VonVorteil